Wer Geduld hat, kann warten.

Wer Geduld hat, kann warten – der fragt nicht täglich: Wann? Die Geduld beherbergt etwas Wichtiges: Vertrauen. Vertrauen in der Zeit und im eigenen Willen. Viele Wege führen nach Rom, aber welcher ist der Kürzeste …? Auch das fragt man nicht, wenn man geduldig ist. Der Geduldige vertraut darauf, dass es immer mehrere Möglichkeiten gibt, die zum Ziel führen, auch wenn die meisten von ihnen im Verborgenen bleiben. Er weiß, dass man auch den Möglichkeiten Zeit lassen muss, damit sie reifen, bis eine von ihnen – und die wird zum gegebenen Zeitpunkt die Beste sein -, zur rechten Zeit in Erscheinung tritt, damit man sie ergreifen kann.

Doch manchmal, insbesondere wenn nicht alles rund läuft, nicht genauso, wie man es sich vorgestellt hatte, kommen Zweifel auf, ob man nicht hätte länger warten sollen – hat man möglicherweise zu schnell zugegriffen?

Aber was wäre geschehen, wenn man damals gerade diese eine Gelegenheit, die sich einem plötzlich bot, nicht am Schopf gepackt hätte? Wäre dann auch noch eine andere aufgetaucht? Oder hätte man ewig weiter warten müssen, bis sich eine neue Möglichkeit ergeben hätte?

Der Mensch will halt immer auf Nummer sicher gehen, möchte immer das Bestmögliche wählen, damit es später ja nichts zu bereuen gibt. 

Wenn man verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl hat, denkt man, dass sie zu unterschiedlichen Ergebnissen führen würden. Aber das ist nicht immer der Fall. Man darf die Umwege nicht vergessen, auf die man oft im Leben geschickt wird, weil man sich gerade für eine bestimmte Möglichkeit entschieden hat, weil man eben genau diese als die beste Option eingestuft hatte.

So, und dann merkt man irgendwann, dass dieser Weg doch nicht direkt zum Ziel führt, man dreht sich im Kreis oder kommt nicht weiter – man befindet sich auf einem Umweg, von dem keiner weiß, was er mit einem vorhat, was er einem zeigen möchte, oder wie es überhaupt möglich sein sollte, dass aus diesem Umweg doch der richtige Weg, den man eigentlich gehen wollte, sich herauskristallisierte. Das Kopfzerbrechen darüber kann sehr belastend sein, auch deshalb, weil es die innere Unsicherheit verstärkt; das Gefühl, quasi auf dem Holzweg zu sein 🙂 . In so einer Situation sorgt der eigene Verstand für ziemlich viel Unruhe – grübel, grübel ….

Wenn man zu lange grübelt, weiß man irgendwann gar nichts mehr und stellt die ganze Entscheidung, die man traf, infrage.

Es kommt hinzu, dass man nach einer gewissen Zeit vielleicht auch keinen Rückzieher mehr machen kann – zurück geht kein Weg …

Und wenn doch, dann stünde man möglicherweise nachher noch schlechter da, als vorher, also bevor man die Entscheidung traf und den Weg beschritten hat. Was nun? Umdrehen oder weitergehen?

Da ist es meiner Meinung nach am Besten, wenn man konsequent nach vorne blickt und auf dem gewählten Weg bleibt, beziehungsweise weitergeht – aber immer mit seinem Ziel vor Augen. Ganz egal, wo man sich gerade befindet – und auch wenn es auf diesem Weg nach anfänglichem Optimismus überhaupt nicht danach aussehen sollte, dass man anscheinend doch nicht die allerbeste Möglichkeit für seine Zielerreichung gewählt hatte – man weiß nie, welche Kurven weiter vorne, im Nebel der Zukunft lauern, die man noch nicht sehen kann, geschweige denn wohin sie einen führen könnten. Vertrauen und neugierig bleiben. Außerdem: es steht jedem frei, jederzeit doch eine andere Richtung einzuschlagen, eine neue Entscheidung zu treffen.

Viele Wege führen nach Rom, davon sind Umwege nicht ausgeschlossen, auch wenn es länger dauert, bis man sie absolviert.

Wenn man nach den ersten paar Schritten umkehrt, wird man niemals erfahren, wohin der Umweg geführt hätte, welche positive Überraschungen, Geschenke des Lebens er bereitgehalten hätte, beziehungsweise ob schlussendlich nicht eben doch dieser Umweg, wenn auch mit Zeitverzögerung, quasi langsam aber sicher, zum gewünschten Ziel geführt hätte. Zu dem vielleicht einem großen Ziel, von dem man seit Jahren träumt – Tag und Nacht.

I-F-D-L

Photo: deathtothestockphoto.com


 

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